… zur Arbeit des Künstlerpaares Helge & Saxana:
(Ein Statement von Helge und Saxana) STILLE RIESEN / DER BAUM IST DER MESSIAS
Im Zentrum unserer künstlerischen Auseinandersetzung steht seit über 20 Jahren der Baum, stellvertretend als Wesen im Komplexum Natur und der Mensch ihm, sich als Teil der Natur empfindend, gegenüber. Der Baum transformiert sich gegenwärtig in den Köpfen der Menschen zu einer Art Sehnsuchtsfigur, er wird mittlerweile zumindest teils als personelles Wesen anerkannt und der Mensch erkennt: Ohne Bäume ist kein Leben möglich. Aus dieser Begebenheit generiert Saxana Ihren Kommentar: „Der Baum ist der Messias“
Seit tausenden von Jahren würdigen ihn diverse Kulturen und beten ihn an.Heute erfährt diese archaische, uralte Gefühlswelt eine wissenschaftlich untermauerte Grundsteinlegung. Eine Hilfestellung, die eventuell zu spät kommt!? Es vergeht leider zu viel kostbare Zeit, bis Politik und Gesellschaft entsprechend auf vorliegende Erkenntnisse der Wissenschaft reagieren.Es ist ein Armutszeugnis dieser Gesellschaft, dass sich in unsere Kindern das Gefühl gebildet hat, auf die Strasse gehen zu müssen (FFF), weil sie berechtigte Angst um ihre Zukunft und die des Planeten haben.
Wir richten unseren Fokus auf die Architektur der Natur, auf ihre Strukturen und ihre Geistigkeit,würdigen letztendlich den Baum im gemaltem Portrait in Augenhöhe. Was macht es, auch besonders in diesem Kontext, aus, sich als Künstlerpaar auszurichten und zu arbeiten?Eine zentrale Erkenntnis, KUNST = LEBEN + LEBEN = KUNST, die uns Joseph Beuys offenbarte, ist da ein Wegweiser. Sie verweist, aus dem Blickwinkel sich als Teil der Natur zu erkennen, auf geistige Befruchtung, sich dabei als Individuum nicht zu verlieren, den natürlichen Austausch von Mann und Frau nicht wider der Natur zu gewichten, wie es so oft praktiziert wird. So entstehen, parallel, in eine Richtung sehend, den gleichen Baum fokussierend, einzigartige plein air Doppelportraits. Dies ist nur ein Beispiel.
Die Malerei ist neben installativen Arbeiten, Plastiken und politischem Diskurs unser bevorzugtes Ausdrucksmittel. Das Atelier in Leipzig ist die home-base, die Denkoase, ein Ort für komplexe Arbeiten < > die Wälder sind unser Hauptatelier …
MALEREI IM WIDERSTAND
2018 lud uns der ehemalige Gründungsdirektor der Ludwig-Galerie Aachen und der Sammlung Ludwig, Herr Prof. Dr. Wolfgang Becker ein, die todgeweihten Bäume im Hambacher Wald zu fokussieren. Wir konnten nicht ahnen, was sich daraus (nun über 2 Jahre) entwickelte und ein Ende ist nicht abzusehen …
Die vier kantischen Fragen, Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? sowie Bertolt Brecht’s Worte, Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht! ... wurden im Sommer 2018 bis heute zu unserem Kompass.
In diesem Kontext entstanden im Sommer 2018 plein air zwölf große Gemälde (Bericht im Kunstmagazin art Ausgabe 5 / Mai 2020), des weiteren bis heute viele weitere Malereien, eine größere Plastik mit dem Titel: RAUMSCHIFF HAMBACHER WALD – AUFBRUCH IN NEUE WELTEN sowie eine neue Werkgruppe aus Malereien und kleinen filigranen Plastiken, die den bezeichnenden Titel HA(M)Bi-tate trägt.
Einen Tag vor dem tragischen Tod von Steffen Meyn erklärten wir das Komplexum Hambacher Wald zum Gesamtkunstwerk im Kontext zu Joseph Beuys. > Eine verantwortliche Gestaltung des eigenen und gesellschaftlichen Lebens im Einklang mit der Natur, im Verständnis, sich als Teil ihrer zu begreifen und nicht vermessen über sie zu herrschen, ist eine immerwährende Aufgabe.
Freies Land und freie Hütte, freier Geist und freies Wort, freie Menschen, freie Sitte, zieht mich stets zu diesem Ort. Wohl kaum treffender als dieser bekannte Hüttenspruch, verfasst von Max Barwert / Meiningen ca. um 1927 ), beschreibt dieser das Leben, die Haltung der Menschen in den Baumkronen, die wir damals dort kennenlernten. Wir nannten sie HIMMELSKINDERWir verkündeten 2018: DER WALD BLEIBT STEHEN Wir ergänzen heute, 2020:
ALLE DÖRFER BLEIBEN... und lassen uns weitere Kunstinterventionen einfallen.
Unsere Arbeit wurde zu einem intensiven Statement zum Erhalt des Hambacher Waldes. ( 3-Sat Kulturzeit ) Das ZDF zeigte am 23. September 2019 in der Reihe Das kleine Fernsehspiel den Dokumentarfilm HAMBI des jungen Filmemachers Lukas Reiter, der uns dort teilweise begleitete. ( jetzt in der Mediathek ZDF ) Der Film eröffnete 2019 die 43. Duisburger Dokumentarfilmwoche. Auf der BERLINALE feierte ihn das ZDF. Ein weiterer Dokumentarfilm IN UNSER ALLER NAMEN von Dagmar Diebels und Thomas Meffert, erlebte im Apollo – Kino / Aachen vor mehrfach ausverkauftem Haus eine berauschende Premiere. Dieser Film ist ein Stück weit noch näher an unseren Kunstinterventionen dran und absolut sehenswert.
Wir trugen mit unseren Kunstinterventionen dazu bei, dass der Widerstand so gross wurde, dass der HAMBI nun nach WACKERSDORF und der FRIEDLICHEN REVOLUTION VON 89 ein weiterer PIK in der Geschichte der erfolgreichen Widerstandsbewegungen in Deutschland wurde.
Am 22. Juni 2019 brachen wir mit 1500 Aktivisten von ENDE GELÄNDE in dien Tagebau Garzweiler ein und malten dort in der Tagebaugrube das Geschehen. Eine Kunstintervention mit besonderem Charakter und Nachhall.
Am 21. Und 22. September 2019 zeigten wir mitten im Wald der Gebrüder Grimm, im Reinhardswald, eine Ausstellung mit zumeist größerformatigen Gemälden (50 an der Zahl), die wir plein air 2019 dort in 3 Mal-Etappen erarbeiteten. Die Ausstellung trug den Titel THE RED LINE. Wir luden zum politischen Diskurs ein, da die Bäume durch eine Planung eines gigantischen Windparks mitten im Wald zusätzlich der Borkenkäferplage und der Klimakatastrophe bedroht sind. 600 Menschen kamen an dem Wochenende in den Wald. (Presse: TV und Zeitung … das ist immer wichtig im Widerstand)
Des Weiteren intervenierten wir in Castrop Rauxel (alte Eiche), in Wuppertaler Osterholz, in Frankfurt (Widerstand / Grüne Lunge), im halbzerstörtem Dorf Manheim (zerstörte Heimat / RWE) sowie nochmals im Hambacher Wald, wo wir die Lonely Oak portraitierten. (Das WDR Fernsehen, Sat 1, diverse Zeitungen, Ruhrnachrichten, WAZ , Frankfurter Rundschau berichteten)Im Herbst 2020 realisierten wir zur Kunstoute Aachen eine Kunstintervention ALLE DÖRFER BLEIBEN, in Keyenberg am Tagebau Garzweiler > 40 Gemälde die wir größtenteils vor Ort malten in 20 Häusern, die von Aktivisten und den Dörflern gebaut wurden.Es folgte eine weitere Kunstintervention im Danneröder Wald (DANNI) – keine A49 … Malerei gegen Autobahnbau im Wald …
Zur Arbeit des Künstlerpaares erschien u.a. ein größerer Bericht im art KUNSTMAGANZIN /. Ausgabe 5 / Mai 2020